"Humanismus funktioniert nicht, weil der Mensch nicht human ist", ist die Devise von Karl Fußmann, einem ehrgeizigen Wissenschaftskarrieristen, dem es zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gelingt, im SS-Hygieneinstitut Berlin eine Anstellung zu finden.

Berlin 1941. Der Krieg führt den jungen SS-Chemiker Karl Fußmann, dessen primäres Interesse in der Etappe bisher chromgegerbten Reitstiefeln, Opium-Pastillen und Damenbekanntschaften galt, unerwartet an die Front nach Nordafrika. Dort geht sein Vorgesetzter Ferrie Graf Gessner eigennützigen Tauschgeschäften mit Arabern nach: Es geht um „Orgienfilme“ mit arischen Hauptdarstellerinnen gegen Rohstoffe wie Erdöl und Eisenerz. Doch die Filmproduzenten sind längst ins Fadenkreuz der Gestapo geraten und nur der zeitige Untergang des Reiches kann sie noch retten.

Kunkels Skandalroman von 2004, der auf den historisch belegten "Sachsenwald-Filmen" beruht, liegt hiermit endlich inklusive der in der ersten Auflage verlagsseitig entfernten Passagen vor. Weiterhin hat der Autor einen Epilog beigesteuert, in dem er "Endstufe" in den historischen Kontext einbettet und Rückschau auf den Medienskandal um die kastrierte Erstauflage hält.

Neben der literarischen Verarbeitung der bisher wenig beleuchteten Seite des NS-Regimes, nämlich der dekadenten Strömungen und sich in der "Wohlfühldiktatur" verlustierenden Schichten, rückt in dieser Langfassung die anthropologische Irritation der Deutschen nach ihrer sogenannten Befreiung in den Mittelpunkt und macht den Zivilisationsbruch von 1945 deutlich.

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